Energetische Sanierung des Rathauses Neustadt bei Coburg

In Zusammenarbeit mit der Stadt Neustadt bei Coburg und dem Ingenieurbüro TechnoPlan wurde beschlossen, dass für die Energieversorgung des Rathauses eine Wärmepumpenanlage eingesetzt wird. Die Geothermie-Anlage, die insgesamt mit 13 Sonden mit einer jeweiligen Tiefe von 100 Metern ausgestattet ist, wird direkt unterhalb des Marktplatzes angeordnet. Die Anordnung dort hat sich aufgrund der Sanierung des Marktplatzes angeboten. Die Energie, die dort dem Erdboden entzogen bzw. zugeführt wird, wird der Wärmepumpe zur Beheizung bzw. zur teilweisen Kühlung des Gebäudes zur Verfügung gestellt.

Die Ausführung der Erdsonden (Anzahl der Bohrung, Tiefe) richtet sich nach vielen Parameter wie z.B. der Bodenbeschaffenheit oder der geplanten Energieentnahme. Die geologischen Gegebenheiten vor Ort wurden daher bereits frühzeitig näher beleuchtet. Hierzu wurde eine Probebohrung geschaffen und ein sogenannter „Thermal Response Test“ durchgeführt. Durch diese Vorarbeiten konnten genaue Angaben zum Untergrund (Bodenaufbau, thermische Untergrundparameter) eingeholt werden.

Im Zuge der Anordnung der Bohrungen im Marktplatz zwischen den Ver- und Entsorgungsleitungen der Stadtwerke spielt auch der Abstand der Sonden zueinander eine wichtige Rolle. Damit es nicht zu einer gegenseitigen Beeinflussung kommt, müssen hier Mindestabstände eingehalten werden. In diesem Fall wurde ein Abstand von ca. 8 Metern vorgegeben. Bei zu geringen Abständen der Sonden zueinander kann es, je nach Betriebsart (Heizen oder Kühlen), zu Störungen der Wärmepumpenanlagen kommen. Sobald die Anlagen inkl. der Sonden in Betrieb sind, fließt durch die Erdwärmesonden ein Glykol-Wasser-Gemisch, dass bis ca. -15 °C frostsicher ist. Zur Beheizung des Gebäudes wird durch das Gemisch die Energie aus dem Boden aufgenommen. Die dort gewonnene Energie wird zur Wärmepumpe, genauer zum Verdampfer, geführt. Das nun abgekühlte Medium fließt wieder zurück zum Sondenfeld. Von hier beginnt der Kreislauf von Neuem. Der beschriebene Kreislauf kann, zur Kühlung des Gebäudes, auch umgekehrt ausgeführt werden. In diesem Fall wird dem Gebäude Energie entzogen. Das Medium nimmt die Energie im Gebäude zunächst auf und führt diese dem Sondenfeld wieder zu. Durch das Zusammenspiel der beiden Zustände (Heizen, Kühlen) kann die Effizienz der Anlage sogar noch erhöht werden. Da im Winter Energie aus dem Erdboden entnommen wird (Heizen) aber wiederum im Winter dem Erdboden Energie zugeführt wird (Kühlen) regeneriert sich das Sondenfeld teilweise wieder. Es ist somit deutlich geworden, dass das Sondenfeld und die Wärmepumpe die Hauptbestandteile dieser Energieerzeugungsanlage sind. Bis zur Inbetriebnahme der Anlagenteile sind im Vorfeld jedoch viele Grundlagen zu ermitteln und Absprachen zu tätigen. Wenn aber die Anlagen erst einmal in Betrieb sind, hat das Rathaus eine effiziente und ressourcenschonende Energieversorgung im eigenen Hause. 

Aufgrund geometrischer Probleme und dem erhaltenswerten Charakter des Gebäudes wurde sich nach Abwägung aller Varianten für eine energetische Sanierung mit einer Innendämmung entschieden. Die Innendämmung war allerdings mit äußerst hohem Aufwand bezüglich der Planung und der Umsetzung verbunden. Weitere Schwierigkeiten im Bauablauf waren nach Angaben vom Architekten Herrn Eck die Altlasten/Schadstoffe,die sehr hohe Entsorgungskosten mit sich brachten, die in der Planung nicht in diesem Ausmaß berücksichtigt waren. Außerdem wurden in der alten Bausubstanz defekte Kanalwasserschächte gefunden, die auch nur mittels hohen Aufwands beseitigt werden konnten. Besonderes Augenmerk im Rathaus liegt hier auf dem großen Ratssaal, dessen Holz-Vertäfelung mit skulpturalen Kunstwerken aufwendig ausgebaut und überarbeitet werden muss. Der Ratssaal soll des weiteren nach der Sanierung mit modernen Umluftkühlgeräten ausgestattet werden. Die punktgenaue Überarbeitung sowie die notwendige Integration der Technischen Neuerungenmacht einen aufwendigen Planungsprozess notwendig bei dem neuste BIM (Building Information Modelling) Methoden verwendet werden.

Quelle: Text-Auzug "Handwerks- und Wirtschaftsmagazin Coburg, Ausgabe 13/2019 

 

 

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